Ill: Silke Brix-Henker
Verlag: Annette Betz
ISBN: 3-219-10828-8
Inhaltsangabe
Heut bin ich stark, sagt Max, als er aus dem Bett springt. Darum zieht er auch seinen Pullover mit dem Drachen an.
Richtig gut drauf ist Max heute. Als dann aber Lisa vor ihm steht, kriegt er doch weiche Knie. Und noch dazu findet Lisa, dass Starksein einfach mehr ist als bloß Muskeln zeigen…
Rezensionen
Max springt aus dem Bett, stellt sich vor die Urwald-Tapete und sagt: “Heut bin ich stark!”
Das beeindruckt all die Tiere auf der Tapete, sie verschwinden im Gebüsch. In der Küche wartet schon der Vater. “Heut bin ich stark!”, sagt Max mit gefährlichem Unterton in der Stimme. “Das ist alles, was ich habe. Mehr ist nicht da. Ehrenwort!” So sein Vater und hält ihm Butterbrot und Kakao hin. Der Feuer speiende Drache auf Max” Pullover, die Bäume auf dem Hof, der Tiger, der dort herumschleicht, – alle kriegen es mit der Angst zu tun und geben sich geschlagen, wenn Max so überzeugend verkündet, dass er heute stark sei. Sogar der alte Herr Denk, der zwei schwere Taschen über den Hof trägt, ist so beeindruckt, dass er Max eine Tafel Schokolade schenkt, weil Starksein doch furchtbar anstrengend sein muss.
Bloß Lisa will Max nicht so ganz glauben und lässt ihn den Beweis antreten. Er nimmt die Herausforderung an und trägt Lisas Fahrrad in den dritten Stock. Da merkt auch Max, dass Starksein ganz schön anstrengend sein kann. Für Lisa jedoch sind es die drei Sommersprossen auf der Nase von Max, die wirklich stark sind…
Eine äußerst liebenswerte Geschichte erzählt dieses wunderbare Bilderbuch von Heinz Janisch. Zum einen nimmt Max mit seinem Selbstbewusstsein gefangen, andererseits beendet Lisa auf sehr wohltuend geradlinige Weise Max” Imponiergehabe und macht damit Kontakt und Zuneigung möglich. Max ist stark und Lisa traut sich was. Diese Kombination hat große Qualität!
Qualitätsvoll sind auch die Illustrationen von Silke Brix-Henker: detailreich, perspektivisch reizvoll, die Figuren in Mimik und Gestik griffig dargestellt (wunderbar die Küchenszene mit dem Vater oder das Knistern in den Bildern von Max und Lisa im Stiegenhaus!).
Das Buch eignet sich hervorragend, um Rollenklischees zu thematisieren, und regt an, sich neben dem Starksein auch was zu trauen! Sehr zu empfehlen für Kinder ab 4 Jahren.
Martha Kniewasser-Alber
Ill: Linda Wolfsgruber
Verlag: Gabriel
ISBN: 3-522-30026-2
Inhaltsangabe
Prinz sucht Prinzessin !
Aber keine so zimperliche und empfindliche wie die bekannte und berühmte Prinzessin auf der Erbse soll es sein. Eine solche Prinzessin kann ihm gestohlen bleiben ! “Ich will eine Prinzessin, die etwas aushält!” Zuerst muss sie auf einer Strickleiter zur Burg hochklettern.
„Ein echter Prinz will verdient sein!“
Statt auf einer lächerlich, kleinen Erbse soll sie auf einem großen dicken Kürbis schlafen. Wenn es solch eine Prinzessin überhaupt gibt – was wünscht sie sich von dem Prinzen ?
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis
Wiener Kinder- und Jugenbuchpreis
Schönste Bücher Österreichs
Rezensionen
Originell und mit viel Witz zeichnet Heinz Janisch eine neues Prinzesinnenbild, das überhaupt nichts mit der zimperlichen Prinzessin auf der Erbse zu tun hat.
Ein wunderbares Buch mit magischen Bildern, die genau die Balance halten zwischen dem manchmal märchenhaften Ton und den frisch-frechen Aussagen. Originell und mit viel Witz variiert Heinz Janisch ein altes Märchenthema und zeichnet eine neues Prinzesinnenbild, das überhaupt nichts mit der zimperlichen Prinzessin auf der Erbse zu tun hat. Denn wer will heute noch eine Prinzessin sein, die bereits von einem Fanfarenstoß der Turmbläser einen Schnupfen bekommt? Natürlich verlangt eine Prinzessin der neuen Generation auch einen etwas anderen Prinzen! (Einen mit so genannten weiblichen Tugenden wie Fürsorge, Einfühlungsvermögen, Sensibilität und der Fähigkeit zur Partnerschaft.) Und sie bekommt ihn auch!
Der lebendige, warmherzige Text macht es leicht sich mit der emanzipatorischen Thematik auseinanderzusetzen, ohne dabei den Humor zu verlieren. Die Geschichte schafft es Kinder und Erwachsene gleichermaßen anzusprechen. Für das Kind wird es in erster Linie ein modernes Märchen sein während der Erwachsene vielleicht eigene Beziehungsmuster wieder findet.
Fazit: Ein wunderbares Buch für alle, mit magischen Bildern, die genau die Balance halten zwischen dem manchmal märchenhaften Ton und den frisch-frechen Aussagen. Gleichzeitig führen die Illustrationen von großer atmosphärischer Dichte mit vielen überraschenden Details über den Text hinaus in geheimnisvoll-phantastische Welten. Außerdem ein wichtiges Buch, denn auch heute sind so genannte mädchenfreundliche Bilderbücher, die die Intention der Gleichberechtigung verfolgen, noch immer in der Minderzahl.
Elfie Kainz-Kazda
Ill: Gisela Dürr
Verlag: Annette Betz
ISBN: 978-3219110289
Tim ist noch gar nicht müde! Er muss unbedingt noch den Elefantentanz tanzen, Vogel-auf-einem-Bein spielen und über den geheimnisvollen Fluss springen. – Mit erprobten Ritualen, die das Zu-Bett-Gehen erleichtern.
Ill: Birgit Antoni
Verlag: Annette Betz
ISBN: 3-219-11120-3
Inhaltsangabe
Dies ist die Geschichte von den berühmten Leibwächtern des Königs mit Namen Athos, Porthos, Aramis und d`Artagnan.
Lange Jahre hatten sie dem König gedient,
nun aber steht ihr Abschied bevor…
Eines Tages im Frühjahr erlebten sie ihr letztes gemeinsames Abenteuer.
Einmal noch sollten sie für den Köng ihr Leben riskieren.
Einmal noch sollte Ihr Ruf erschallen:
„Einer für alle! Alle für einen!“
Ill: Sabine Wiemers
Verlag: Annette Betz
ISBN: 3-219-11122-X
Inhaltsangabe
Als sich Alfred am Montag auf den Weg in die Schule macht, gibt es viel zu sehen:
Die Bäume stehen verkehrt, mit den Wurzeln nach oben, ein weißer Dampfer fährt vorbei und ein winziges Raumschiff landet vor Alfred auf dem Gehsteig. Aber seltsam – seine Mutter scheint von all dem nichts zu bemerken…
Ill: Gabriele Kernke
Verlag: Annette Betz
Inhaltsangabe
Georg liebt Tiere.
Deshalb hat er auch Kühe und Pferde, Schweine und Affen, ein Nashorn und vier Krokodile in seinem Zimmer. Das darf er nur, weil niemand außer Georg diese Tiere sehen kann.
Allerdings: Ein Krokodil ist zuviel, denn es frißt dauernd Georgs Hausschuhe !
Bis es Georg zuviel wird…
Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (Ehrenliste)
Rezensionen
Georg liebt Tiere. Wahrscheinlich ist er auch deshalb stolzer Besitzer einer Eule, eines weißen Schwans, von zwei Kühen, vier Pferden, fünf Schweinen, sieben Affen, einem Nashorn und vier Krokodilen. Nicht schlecht für einen Jungen, der ein Kinderzimmer durchschnittlicher Raumgröße besitzt. Georg selbst hätte mit seinen “Zimmerhaustieren” keine Schwierigkeiten. Wäre da nicht ein Krokodil, das ausgerechnet seine Hausschuhe täglich frisst. Seinen Eltern das Problem zu erklären scheitert daran, dass diese die Tiere nicht einmal wahrnehmen können. Georg entwickelt eine nicht gerade alltägliche Lösungsstrategie: Er bietet seinen Freunden an, sich in ein x-beliebiges Bilderbuch zurückzuziehen.
Man kann von Glück reden, dass Georg noch zu jenen Kindern zählt, die anstelle einer Fülle von Videokassetten eine Fülle von Bilderbüchern besitzen. Denn ansonsten hätte er wohl immer noch Probleme, seine Hausschuhe zu finden.
Text und Illustrationen stehen in stetem Wechsel. Die Bilder regen zum Verweilen, Suchen und Finden an. Nahezu jede Textpassage ist im Bild wiederzuentdecken. Diese absolut gut gelungene Kooperation hält die kindliche Aufmerksamkeit aufrecht, da mit dem Vorgelesenen sofort etwas entdeckt werden kann. Meistens sprengen die Illustrationen den vorgegebenen Bildrahmen und vereinnahmen so den Text – eine gelungene Einheit entsteht. Das Buchthema ist optimal aufgearbeitet.
Die Lösung des vifen Georg, seine Tierfreunde zurück in die Literatur zu schicken, zeigt, wie wertvoll es sein kann, viele Bücher zu besitzen. Denn in vielen Büchern hat auch viel Eigenphantasie Platz, und das nicht nur bei Kindern. Ein Bilderbuch, sehr zu empfehlen, weil es sich endlich einmal auf pfiffige Weise für Kinderliteratur einsetzt.
Susanne Schiefermair
Die originell erdachte und aufgelöste Geschichte um einen phantasiebegabten Jungen ist witzig gestaltet und lebt von der sprachlich sehr sauber herausgearbeiteten Gegenüberstellung der realen Erwachsenenwelt und der phanatasievollen Vorstellungswelt eines Kindes. Mit starken Strichen, kräftigen Farben und gekonntem Wechsel der Perspektiven setzt die Illustratorin die ideenreiche Geschichte um. Die Ausstattung des Buches, die ebenso dynamische wie variantenreiche Gestaltung von Einband, Vorsatzblatt und erster Innenseite vermittelt schon vorneweg Frische und Einfallsreichtum.
KKJL
Der Bottich
Der Bottich ist der Urgroßvater des Eimers, auch Kübel genannt.
Der Bottich ist ein rundes Holzgefäß, sagt das alte Buch.
Der Bottich ist das Meer meiner Kindheit, sagt der Großvater. Schon sehe ich seine blaue Schürze als Segel über den Hof wehen.
Mit einem Bottich, sagt der Herr Pfarrer in der Volksschule, schüttet der liebe Gott alle Wolken und Sterne ins Weltall und uns auf den Kopf, wenn wir nicht dreimal das Vaterunser beten, noch vor dem Frühstück.
Auf dem Dachboden und im Keller fühlt sich der Bottich am wohlsten. Auch im Stall neben der soeben gemolkenen Kuh, und in der Küche, in der Nähe der Großmutter, hält er sich gerne auf.
Er ist einer, der gern schweigt.
Er hat viel Geduld. Es ist die Geduld, die den Bottich zum Freund der Weintrauben, der Äpfel und der Birnen gemacht hat.
Sie besuchen ihn gerne.
Der Bottich ist noch ein Kind der gewachsenen Bäume.
77 Lobreden auf Dinge…
Ill: Erwin Moser
Verlag: Bibliothek der Provinz
ISBN: 3-85252-027-4
Die Gerechtigkeit, der Eremit, der Tod, der Wagen und die Mäßigung gruppieren sich zu einem Buch mit geheimnisvollem Flair.
Die willkürlich gezogenen Karten aus den 22 großen Arkanen bestimmen das Schicksal der Figuren und dirigieren die Autoren Friedl, Silberbauer, Hahn, Neuwirth und Janisch in fünf Kapitel behutsam an die Geschichte heran. Wo der eine aufgehört hat, beginnt die nächste, nimmt den Faden auf oder verwirft dir Vorgabe, jede/r mit unverwechselbarem Stil und Charakter.
Auf der Suche nache frischem Glück werden Lebensentwürfe und Beziehungen neu definiert – tödliche Racheakte machen auch nicht Halt vor dem eigenen Haustier. Von Steyr nach Wien, über München nach Salzburg und bis ins italienische Grossetto, wo sich der faszinierende Skulpturengarten der Niki de saint Phalle verbirgt, führt die Route des Tarots und schenkt Katharina, der unsteten Autoraserin, eine Nacht voll Magie in einer der riesigen Statuen.
Autoren: Harald Friedl, Margit Hahn, Heinz Janisch, Barbara Neuwirth, Norbert Silberbauer
Verlag: Deuticke
ISBN: 3-216-30588-0
Rezensionen
Literarische Stimmen aus Österreich in geschickter Komposition. Fünf Autoren/innen ziehen aus den 22 großen Arkanen des Tarots fünf Karten, sie treffen sich an fünf Abende, alle zwei Monate, wieder und erzählen sich ihre, von der gezogenen Karte motivierte Geschichte.
Harald Friedl schreibt die Geschichte zur Karte “Die Gerechtigkeit”; “Der Einsiedler” ist die von Norbert Silberbauer gezogene, die Geschichte zu “Der Tod” kommt von Margit Hahn; Barbara Neuwirth hat “Der Wagen” gezogen und Heinz Janisch “Die Mäßigung”. In dieser Reihenfolge sind die einzelnen Texte angeordnet und der jeweilige Erzählstil prägt die Geschichte, rüttelt die Leser/innen auf. Harald Friedl beginnt mit “Die Gerechtigkeit”, positioniert die in den Jahren verstummte Heldin Berta in Kargheit, schickt sie auf die Flucht, die Leser/innen begegnen ihr beim Abschiedsritual. Berta ist umsichtig, sie sorgt sich, ob die kleine Katze wohl an ihren zerbröselten Schlaftabletten zu Grunde gehen könnte, sendet ihre Gedanken an den Franz, den Sohn ihrer Tochter. Norbert Silberbauer schließt an, mit dem unglücklichen, verwirrten Franz, auf der Suche, ein wenig gemütlich darfs aber schon sein.
Diese Texte wollte ich mehrmals lesen, hätte sie sehr gut als Kurzgeschichten in mir katalogisiert, doch die Autoren/innen meinten, “es geht weiter”. Diesen Band empfehle ich allen Bibliotheken aufgrund seiner reizvollen Komposition, der oftmals nicht sogleich zugänglichen Bezüge der einzelnen Texte aufeinander. Frostiger Realismus, weiche Träume, bizarre Inneneinrichtungen – ein besonderes Buch.
Christina Gastager-Repolust
Literatur ist stets das Zusammenwirken von Disziplinierung und spielerischem Umgang, Struktur und Intuition.
In diesem Sinne entstand auch der vorliegende Roman: Insgesamt fünf Autor/inn/en trafen sich, um sich mit der großen Arkana aus dem Tarot auseinanderzusetzen: Jede/r von ihnen zog eine Karte. 5 Abende folgten, mit Essen und je einer Geschichte, die stets eine andere Person erzählte. Auflage war, thematisch die gezogene Karte zu behandeln und an Motive, bzw. Charaktere anzuknüpfen, beziehungsweise diese zu unterwandern oder zu unterbrechen; Konvergenzen und/oder Divergenzen zu schaffen.
Dem musikalischen Muster entsprechend, setzt sich die vorliegende „Suite“ aus 5 Sätzen zusammen:
Harald Friedl zog als erster: die „Gerechigkeit“; Norbert Silberbauer folgte mit dem „Einsiedler“; Margit Hahn schrieb den „Tod“; Barbara Neuwirth setzte sich mit dem „Wagen“ auseinander; Heinz Janisch beendete den Reigen mit der „Mäßigung“.
Was enstand, ist ein schön gesponnener Erzählfaden, nuanciert je nach Autor/in und Schreibduktus, bisweilen lauter, mit Zäsuren versehen, dann wieder zarter in der Stimmführung, grundsätzlich aber von einer gewissen stilistischen Übereinkunft:
Ein unterhaltsames und spannendes Gemeinschaftsprojekt – wie auch ein achtsam komponierter Lesegenuß, der sich als Anregung für ähnliche Experimente eignet.
Petra Ganglbauer